Verkehrsdatenerfassung: Mobilfunkdaten im Verkehrswesen – Teil 1: Beobachtung von Ortsveränderungen

Mobile Phone Data in Transportation – Part 1: Observation of Trips

Dr.-Ing. J. Schlaich MBA (USQ), PTV Planung Transport Verkehr AG, Stuttgart, johannes.schlaich@ptv.de; Dipl.-Ing. T. Otterstätter, thomas.otterstaetter@isv.uni-stuttgart.de, Univ.-Prof. Dr.-Ing. M. Friedrich, markus.friedrich@isv.unistuttgart.de, Universität Stuttgart, Institut für Straßen- und Verkehrswesen

Mobilfunkgeräte sind in den letzten Jahren zum ständigen Begleiter der meisten Menschen in Deutschland und in der ganzen Welt geworden. Da es für den Betrieb eines Mobilfunknetzes notwendig ist, selbst von Mobilfunkgeräten im Standby-Modus die ungefähre Position eines Mobilfunkgerätes zu kennen, bieten sich Mobilfunkdaten als Datenquelle für verkehrstechnische und verkehrsplanerische Anwendungen an. Die zweiteilige Veröffentlichung fasst die Ergebnisse des Lehrstuhls für Verkehrsplanung und Verkehrsleittechnik an der Universität Stuttgart aus dem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderten Forschungsprojekt Do-iT zusammen. Eine Literaturübersicht über andere Projekte in Deutschland und weltweit zeigt auf, wo und in welcher Weise ansonsten Mobilfunkdaten eingesetzt werden. Der erste Teil der Veröffentlichung enthält neben der Literaturübersicht eine Beschreibung des Mobilfunknetzes und der nutzbaren Protokolldaten und erläutert ein Verfahren zur Generierung von Trajektorien aus diesen Daten. Der zweite Teil der Veröffentlichung enthält mehrere verkehrsplanerische Anwendungen dieser Trajektorien.

Most people in Germany and worldwide carry at least one mobile device with them. For the handling of calls, short messages and data transfers, the mobile network needs to know the rough current location of each mobile device, even of those in standby mode. Thus, floating phone data (FPD) from the mobile network may serve as a data source for traffic engineers and transportation planners. The publication, which consists of two parts, summarises the results of the Department for Transportation Planning and Traffic Engineering at the University of Stuttgart in the project Do-iT, which was funded by the German Federal Ministry of Economics and Technology. In addition, an overview about relevant literature shows the current state of the art of the usage of floating phone data worldwide. The first part of the publication contains the literature review, a description of the system architecture and the available protocol data in mobile phone networks. Furthermore, a method for the generation of trajectories using mobile phone data is presented. The second part of the publication shows several applications of these trajectories in the field of transportation planning.

Fachbeiträge/Professional Articles: Verkehrssicherheit: Sicherheit zuerst – Möglichkeiten zur Erhöhung der Straßenverkehrssicherheit in Deutschland – Teil 1

Safety First – Scope for Improvement of Road Traffic Safety in Germany – Part 1

Wissenschaftlicher Beirat beim Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:

Der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung entwirft in dieser Stellungnahme ein Gesamtkonzept zur Erhöhung der Straßenverkehrssicherheit in Deutschland. Trotz der Erfolge in den vergangenen Jahrzehnten ist eine weitere deutliche Verbesserung der Sicherheit des Straßenverkehrs möglich und notwendig. Empfohlen wird eine stringente Kooperation unter anspruchsvollen gemeinsamen Zielsetzungen („Towards Zero“ mit einer Halbierung der Anzahl der im Straßenverkehr Getöteten bis 2020) und eine Vielzahl konkreter Sicherheitsmaßnahmen. Erfolg versprechend sind sowohl technische Verbesserungen (sicherere Verkehrsanlagen, verbesserte Straßenverkehrstechnik, Aktive und Passive Fahrzeugsicherheit) wie Maßnahmen, die auf eine Änderung des Verkehrsverhaltens abzielen (Ausbildung und Aufklärung, Gesetzgebung und Überwachung, wirtschaftliche Anreize). Möglichkeiten der Finanzierung werden ebenso erörtert wie die Notwendigkeit der Wirkungsforschung. Abschließend werden 40 konkrete Empfehlungen zur Verbesserung der Straßenverkehrssicherheit gegeben.

The board of academic advisers to the Federal Minister of Transport in this report develops a master plan to enhance road traffic safety in Germany. Despite of success in the last decades further improvements of road safety are possible and necessary. Recommended is a strong cooperation to accomplish ambitious shared aims („Towards Zero“ and a reduction of the number of road fatalities by 50 % until 2020) and a multitude of concrete safety measures. Successful would be engineering and technical improvements (safer road infrastructure, traffic engineering, active and passive vehicle safety) as well as behavioural measures (education, enforcement, and economy). Financing is as well discussed as the necessity for evaluation. Finally, 40 concrete recommendations to improve road traffic safety are derived.

Prof. Dr. Axel Ahrens, Dresden, Prof. Dr. Herbert Baum, Köln, Prof. Dr. Klaus J. Beckmann, Berlin, Vorsitzender, Prof. Dr. Manfred Boltze, Darmstadt, Prof. Dr. Alexander Eisenkopf, Friedrichs hafen, Prof. Dr. Hartmut Fricke, Dresden, Prof. Dr. Ingrid Göpfert, Marburg, Prof. Dr. Christian von Hirschhausen, Berlin, Prof. Dr. Günther Knieps, Freiburg, Prof. Dr. Andreas Knorr, Speyer, Prof. Dr. Kay Mitusch, Karlsruhe, Prof. Dr. Stefan Oeter, Hamburg, Prof. Dr. Franz-Josef Radermacher, Ulm, Prof. Dr. Volker Schindler, Berlin, Prof. Dr. Jürgen Siegmann, Berlin, Prof. Dr. Bernhard Schlag, Dresden, Prof. Dr. Wolfgang Stölzle, St. Gallen

Verkehrsbeeinflussung: Umfelddatenerfassung in Verkehrsbeeinflussungsanlagen

Road Weather Detection for Online Traffic Control within Section Control Systems

Dipl.-Ing. S. Grošani´c Technische Universität München, Lehrstuhl für Verkehrstechnik, München, slavica.grosanic@vt.bv.tum.de; ORR’in Dipl.-Ing. S. Piszczek, Bundesanstalt für Straßenwesen, Bergisch Gladbach, piszczek@bast.de

Die Umfelddatenerfassung spielt in der Verkehrsbeeinflussung mittels Streckenbeeinflussungsanlagen (SBA) eine bedeutende Rolle. Auf Basis aktueller Verkehrs- und Umfelddaten (Witterungsdaten) werden auf Bundesfernstraßen Schaltungen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit generiert. Mittels dynamischer Wechselverkehrszeichen (WVZ) werden die Verkehrsteilnehmer vor Umfeldbedingungen, die zu gefährlichen Situationen führen können, gewarnt. Umfeldbedingte Schaltungen können jedoch nur dann positiven Einfluss auf die Verkehrssicherheit erzielen, wenn die Anzeigen einer SBA durch die Verkehrsteilnehmer befolgt werden. Hierfür ist es erforderlich, dass die stationär erfassten Umfelddaten eine gute Qualität aufweisen und die aktuellen Umfeldbedingungen zeitnah im System abgebildet werden. Aufgrund der Wichtigkeit der Umfeld datenerfassung und des für die Praxis zu erwartenden Nutzens wurde im Arbeitskreis „Umfelddatenerfassung in Streckenbeeinflussungsanlagen“ der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) die Notwendigkeit für den Aufbau eines Testfeldes für Systeme zur Erfassung der Umfeldsituation festgestellt und der Aufbau eines solchen Testfeldes beschlossen. Das im Jahr 2003 errichtete Testfeld bei München erlaubt, die Umfeldgrößen bzw. die Sensoren zu deren Erfassung praxisnah und längerfristig zu untersuchen. Die Sensoren verschiedener Hersteller werden unter gleichen Bedingungen geprüft und bzgl. ihrer Eignung für den Einsatz in SBA eingestuft. Gleichzeitig besteht für die Hersteller die Möglichkeit, die Hard- und Software der Sensorik zu verbessern. Erfahrungen aus dem Testfeld und der Praxis erlaubten eine Ableitung von Anforderungen für Ausschreibung, Abnahme und Betrieb von Umfeldsensoren, welche im Hinweispapier der FGSV zusammen gefasst wurden. Die darin beschriebenen Plausibilitätskontrollen der erfassten Umfelddaten können in Verkehrszentralen direkt durchgeführt werden. Systematische und logisch/physikalische Fehler werden zeitnah und automatisch erkannt, unplausible und nicht nachvollziehbare Schaltungen können somit reduziert werden.

Road weather detection is very important for online traffic control within section control systems. Variable message signs are used to increase traffic safety based on the current traffic and weather data. Dynamic variable message signs give warnings to road users about critical road area conditions. Such warnings can only have a positive effect on traffic safety if the variable message signs are adhered by the road users. Therefore it is important to have a high quality concerning collected road weather data and well description of the current situation. Given the importance of the quality of road weather data detection, a task group of the German Road and Transportation Research Association (FGSV) initiated a Test Site for road weather stations. The Test Site, established near Munich in 2003, allows analysis of the sensor systems under real conditions and over a longer time period. The sensor systems of different manufacturers were evaluated in terms of their applicability for traffic control. Furthermore, the manufacturers have the chance to enhance the quality of their sensor systems. All important aspects for acquisition and use of road weather data in German traffic control systems are summarized in a technical note of the FGSV. The described plausibility checks can directly be used in traffic control centers. Systematic and logical/physical errors are detected quickly and automatically. Implausible and incomprehensive warnings on variable message signs can be reduced.

Verkehrsmodelle: Multimodales Gesamtverkehrsmodell für die Region München

Multimodal Transport Model for the Munich Area

Dr.-Ing. F. Schütte, Landeshauptstadt München, Referat für Stadtplanung und Bauordnung, München, fabian.schuette@muenchen.de; Dipl. Wi.-Ing. U. Heidl, PTV Planung Transport Verkehr AG, Karlsruhe, udo.heidl@ptv.de

Das neue multimodale Verkehrsmodell für die Region München ist eines der disaggregiertesten makroskopischen Verkehrsmodelle in Deutschland. Zum ersten Mal ist es möglich, multimodale Effekte von verkehrlichen Maßnahmen in der Region München in einem integrierten Modell zu berechnen und darzustellen. Die Versorgung des Modells mit differenzierten empirischen Daten zur zeitlichen Verteilung der Mobilität erlaubt zudem die Modellierung von Morgen und Abendspitze des Verkehrsgeschehens in der Region. Besonders die Bewertung von Maßnahmen im Bereich der Infrastruktur- und der Flächennutzungsplanung kann nun mit einer verbesserten Qualität und Aussagegenauigkeit durchgeführt werden. Das Verkehrsmodell wird von der Stadt München, den Münchner Verkehrsbetrieben und dem Münchner Verkehrsverbund eingesetzt und stellt auf diese Weise eine abgestimmte Datenbasis für die Bewertung verkehrsplanerischer Maßnahmen dar. Ausgehend von dem erneuerten Modell für den Personenverkehr ist eine Aktualisierung des Wirtschaftsverkehrsmodells geplant.

The new multimodal transportation model for the region of Munich is one of the most disaggregated macroscopic transportation models in Germany. For the first time it is possible to map multimodal effective measures for the region of Munich in one integrated model. In addition the new model realised a higher degree of disaggregation of trip starting times. Thus, it is now possible to model the peak hour in the morning and in the afternoon for the motorized traffic. Especially the evaluation of infrastructure and settlement developments in the direct surrounding of Munich can be done now with improved quality. A high level of co-operation between all regional parties is requested for the use of the new multimodal transportation model for the whole region of Munich with it’s different responsibilities (political, administrative). Based on the new multimodal transportation model for the region of Munich it is planned to update the freight transportation data and model.

Kongress: Deutscher Straßen- und Verkehrskongress 2010 in Mannheim

German Road and Transportation Congress 2010 at Mannheim

Dipl.-Ing. H. W. Horz, Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, Köln, hwh@fgsv.de

Es wird zunächst über Allgemeines zum Deutschen Straßen- und Verkehrskongress 2010 in Mannheim und zur begleitenden Fachausstellung „Straßen und Verkehr 2010“ berichtet. Am Kongress nahmen 1000 Teilnehmer aus 13 Ländern teil. Nach der Eröffnung der Fachausstellung und der offiziellen Eröffnung des Kongresses hielt Herr Staatssekretär Rainer Bomba eine Ansprache. Danach wurde wieder ein Zukunftsthema behandelt. In zwei Vorträgen und einer anschließenden Diskussionsrunde ging es um die „Nutzerfinanzierung“. Die Inhalte der einzelnen Beiträge der Vortragsreihen „Straßenraumgestaltung, Straßenentwurf“, „Verkehrsmanagement“ und „Verkehrsplanung und öffentlicher Verkehr“ werden im Beitrag zusammenfassend dargestellt.

At first it is generally reported about the German Road and Transportation Congress 2010 at Mannheim and its accompanying trade exhibition “Roads and Transportation 2010“. 1000 experts from 13 countries have attended the congress. After the opening of the trade exhibition and the official opening of the congress State Secretary Rainer Bomba held a speach. After that a future-oriented topic was held. Two reports and a round table discussion were conducted about “User Financing“. The content of the several contributions of the sessions “Roadside Environment and Road Design“, “Traffic Management“ and “Transportation Planning and Public Transport“ is reported in summaries.