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Mobilitätsmanagement – Instrument für eine nachhaltige Verkehrsentwicklung

Mobility management – an instrument for sustainable traffic development

Prof. Dr.-Ing. V. Blees, Wiesbaden

Die aktuellen Probleme in den Feldern Umwelt und Klima, aber auch Gesellschaft erfordern eine stärkere und stringentere Orientierung der Verkehrsentwicklung an Nachhaltigkeitszielen. Dabei umfasst der Nachhaltigkeitsbegriff nicht allein die prägende ökologische Dimension, sondern uneingeschränkt auch ökonomische und soziale Aspekte. Mobilitätsmanagement ist ein Handlungsansatz, der angesichts der Erfordernisse eines  nachhaltigeren Verkehrs unter dem Dach der integrierten Verkehrsplanung neben Infrastrukturplanung und -betrieb sowie Verkehrsmanagement  zunehmend an Bedeutung gewinnt. Mobilitätsmanagement zeichnet sich insbesondere durch einen Fokus auf Mobilitätsverhalten und Verkehrsentstehung,  durch einen Zielgruppenbezug, durch den Einsatz koordinierender, informatorischer, organisatorischer und beratender Maßnahmen und durch die  Einbeziehung verschiedener Akteure über die Verkehrsplanung hinaus aus. Mit den aktuell erschienenen Empfehlungen zur Anwendung von  Mobilitätsmanagement (EAM 18) wird erstmals in der Regelwerkssystematik der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen umfassend und  systematisch das verkehrsplanerische Handlungsfeld des Mobilitätsmanagements behandelt. Grundlegender Wirkungsansatz des Mobilitätsmanagements ist es, Änderungen des Mobilitätsverhaltens mobiler Menschen zu initiieren und zu unterstützen. Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, dass Mobilitätsverhalten in starkem Maße von Alltagsroutinen geprägt ist. Mobilitätsmanagement erschließt dabei mit seinem verhaltensbezogenen Ansatz Lösungspotenziale verkehrlicher Probleme, die dem klassischen Repertoire infrastruktureller und betrieblicher Maßnahmen allein nicht zugänglich sind. Es lässt sich zudem gut  mit weiteren gesellschaftlichen Handlungsfeldern wie Gesundheitsvorsorge, Bildung, Integration und Kultur verknüpfen und erzeugt auf diese Weise synergetische Wirkungen. Trotz seines evidenten Nutzens hat Mobilitätsmanagement mit einer Reihe von Herausforderungen zu kämpfen. Dazu zählen  unter anderem die Aufgaben, ein klares, in der Praxis handhabbares und gegenüber politischen Akteuren kommunizierbares Profil von  Mobilitätsmanagement zu etablieren, Mobilitätsmanagement dauerhaft organisatorisch und finanziell zu verankern sowie geeigneten Fachpersonen in Aus-, Fort- und Weiterbildung die notwendigen Kompetenzen und Qualifikationen zu vermitteln. Große Gestaltungs- und Lösungspotenziale können dem Mobilitätsmanagement zukünftig zukommen, wenn im Zuge sogenannter „Neuer Mobilitätsangebote“ wie „Mobility as a Service“ zunehmend privatwirtschaftliche Anbieter am Verkehrsmarkt auftreten und Einfluss auf Verkehrsmittelverfügbarkeiten und Erreichbarkeiten nehmen.

The current problems in the fields of environment and climate, but also in society, call for a stronger and more stringent orientation of transport development towards sustainability goals. The concept of sustainability encompasses the well-known ecological dimension as well as economic and social  aspects. Mobility management is an approach which, under the umbrella of integrated transport planning, is becoming increasingly important alongside infrastructure planning and operation as well as traffic management. Mobility management is characterized in particular by a focus on mobility behaviour and traffic genesis, by a target group reference, by the use of coordinating, informative, organizational and advisory measures and by the involvement of various actors beyond transport planning. The recently published Recommendations on the Application of Mobility Management (EAM 18) are the first comprehensive and systematic treatment of the field of mobility management in the regulations system of the Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen. The basic approach of mobility management is to initiate and support changes in the mobility behaviour of mobile people. The starting point is the realisation that mobility behaviour is strongly influenced by everyday routines. With its behavioural approach, mobility management opens up solution potentials for traffic problems that are not accessible to the classical repertoire of infrastructural and operational measures alone. It can also be linked well with other societally fields of action such as health care, education, integration and culture and thus generates synergetic effects. Despite its obvious benefits, mobility management faces a number of challenges. These include the tasks of establishing a clear profile of mobility management that is manageable in practice and can be communicated to political actors, of anchoring mobility management permanently in organizational and financial terms and of imparting the necessary skills and qualifications to suitable experts in initial, continuing and continuing training. In the future, mobility management could have great potential for shaping and solving problems if, in the course of so-called “new mobility offers” such as “Mobility as a Service”, private-sector providers increasingly appear on the transport market and influence the availability and accessibility of means of transport.

Identifizierung von Streckenabschnitten im Straßennetz mit auffällig vielen Wildunfällen

Identification of road sections with a striking large number of deer-vehicle collisions

Dr.-Ing. V. Spahn, München

Die konsequente Beseitigung erkannter Unfallhäufungen mittels gezielter Verbesserungsmaßnahmen hat sich insgesamt als ausgesprochen wirksam erwiesen, um punktuell die Unfallzahlen besonders unfallbelasteter Straßenbereiche zu senken. In Deutschland erfolgt die Identifizierung der zu verbessernden Unfallhäufungen gemeinhin nach den im „Merkblatt zur Örtlichen Unfalluntersuchung in Unfallkommissionen (M Uko)“ beschriebenen Verfahren. Demnach liegt das Hauptaugenmerk außerorts bei der Verringerung der Zahl der Getöteten und Verletzten. In den so ermittelten Unfallhäufungen sind Wildunfälle jedoch stark unterrepräsentiert, da diese nur selten Personenschäden zur Folge haben. Dabei bleibt unberücksichtigt, dass außerorts immerhin 45 % aller Verkehrsunfälle (einschließlich Sachschäden) durch Wildtiere verursacht werden – Tendenz steigend. Ziel dieses Beitrages war es, Kriterien zur Identifizierung von Streckenabschnitten mit auffällig vielen Wildunfällen zu prüfen, an denen weitergehende örtliche Untersuchungen zweckmäßig erscheinen. Hierfür standen umfassende Daten unter anderem zu über 500.000 georeferenzierten Wildunfällen auf Außerortsstraßen in Bayern zur Verfügung.

The consequent eradication of identified black spots by means of target-oriented measurements has proved to be very effective in order to decrease selectively the number of accidents on road sections with a high accident occurrence. In Germany the identification of accident black spots is carried out  according to the “Merkblatt zur Örtlichen Unfalluntersuchung in Unfallkommissionen (M Uko)” (leaflet for local accident investigation in accident commissions). Hereby the main focus on highways is paid on reducing the number of fatalities and injured persons. By investigating black spots in this manner deer-vehicle collisions are markedly underrepresented due to the fact that they seldom result in personal injuries. However, it must be noted in this context that after all 45 % of all accidents (including material damage) are caused by deer-vehicle collisions and this tendency is rising. It was an aim of this article to test criteria for the identification of road sections with a striking large number of deer-vehicle collisions, where it seems to be purposive to carry out additional local investigations. For this purpose extensive data have been available, inter alia, more than 500.000 data of georeferenced deer-vehicle collisions on roads outside urban areas in Bavaria.

Automatisierte Extraktion von Objekten aus mobilem Laserscanning und OKSTRAkonforme Speicherung

Automated feature extraction from Point Clouds based on mobile mapping and OKSTRA compliant storage

Dr.-Ing. D. Ebersbach, Berlin

Mobile Messsysteme (MLS) werden heute in vielen Bereichen zur Erfassung und Bewertung der Straßeninfrastruktur eingesetzt. Die Technik zur Erfassung hat sich in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt. Die Auswertung der aufgenommenen Daten erfolgt derzeit manuell. Neue Auswertemöglichkeiten (künstliche Intelligenz) scheinen geeignet, um den manuellen Prozess zu automatisieren. Im Rahmen dieses Projektes wird untersucht, inwiefern diese Methoden geeignet sind, um aus MLS-Systemen Objekte automatisiert zu extrahieren und OKSTRA-konform abzuspeichern

Mobile Mapping Systems with LiDAR are more and more used to create asset maps or detect the status of existing linear infrastructure. The technology has improved incredibly in the last years quality wise, stable wise and pricewise. Up to now, the data of this huge point cloud needs to be evaluated manually. New technologies (such as Artificial Intelligence) should facilitate this manual process. This research project aims to study methods of artificial intelligence to extract features from mobile mapping cars based on point clouds and pictures. These features are recorded according to OKSTRA standard.

Stand von Arbeitssicherheit und Gefährdungsbeurteilung in den Ländern

Status of occupational safety and health risk assessment in the federal states of germany

Dipl.-Ing. M. Höhne, Gelsenkirchen

Wie schon in einigen Vorträgen in den vergangenen Jahren verdeutlicht wurde, ist das Unfallgeschehen in den Straßenbauverwaltungen der Bundesländer davon geprägt, dass besonders schwere Unfälle im Bereich des Betriebsdienstes registriert werden. Wenn von 283 Unfällen im Jahr 2016 in Nordrhein-Westfalen ca. 4 % dem Bereich Fremdverschulden zugerechnet werden können, klingt das nicht besonders hoch. Jedoch ist zu bedenken, dass in diesen 4 bis 8 % (aus den vergangenen Jahren) die tödlichen Unfälle stecken, die die Straßenbauverwaltung in NRW zu beklagen hatte. Dieser Unfallkategorie wird seit jeher eine hohe Aufmerksamkeit zuteil, wenn es darum geht, tödliche Unfälle zu vermeiden.

As several papers in recent years have made clear, accident statistics for the road administrations at federal state level in Germany are characterized by the fact that particularly serious accidents are recorded in the road maintenance and road operational services sector. Of the 283 accidents recorded in the state of North Rhine Westphalia (NRW) in 2016, approx. 4 % were caused by third parties. Although this may not sound particularly high, it is worth considering that this 4–8 % (from recent years) account for the fatal accidents relating to the road administration in NRW. This accident category has always been the focus of great attention when it comes to avoiding fatal accidents.