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Aktuelle Belegungsermittlung von Lkw-Parkplatzanlagen unter Nutzung von fahrzeugseitigen On Board Units

Obtaining real-time data of truck parking occupancy by means of vehicle on-board units

Prof. Dr.-Ing. E. Pfannerstill; C. Vollrath, M. Sc.; Dipl.-Inform. J. Fuchs, Erfurt

Weiterhin steigendes Straßengüterverkehrsaufkommen führt trotz umfangreicher Investitionen in zusätzliche Infrastruktur zu einer Überbelegung der Lkw-Stellplatzanlagen an BAB, insbesondere in den Abendstunden. Um die Lage zu entschärfen, existieren Ansätze zum sogenannten telematischen Lkw-Parken zur Nutzung ggf. vorhandener Restkapazitäten. Ein zentrales Problem stellt dabei die Kenntnis der aktuellen, netzweiten Belegungssituation dar. In Anbetracht der ca. 2.000 Parkplatzanlagen im deutschen Autobahnnetz ist eine kostengünstige Lösung gefordert, die ohne aufwendige Infrastruktur zu installieren ist und keine fortlaufende  Überwachung und Kalibrierung benötigt. Das hier vorgestellte Verfahren benutzt den eindeutigen, anonymen Identifier eines Transponders, der in fast jedem Lkw als Teilnehmer an der satellitengestützten Maut verbaut ist. Über eine Fahrzeug-Infrastruktur-Kommunikation werden Lkw an Ein- und Ausfahrt einer Parkplatzanlage registriert. Da es sich hierbei um eine aktive Daten-Kommunikation handelt, werden die Unsicherheiten klassischer sensorbasierter Objekterkennungs-
und Zählsysteme vermieden. Es wird damit ein selbstkalibrierendes Bilanzierungsverfahren realisiert, das ohne aufwendige Einfahrphase auskommt und den benötigten, aktuellen Belegungsgrad mit guter Genauigkeit liefert. Erfolgreiche Tests wurden im Rahmen einer Versuchsanlage an der T+R Eichelborn-Nord an der BAB A 4 durchgeführt.

In spite of large investments in road infrastructure ever increasing freight traffic on motorways leads to overcrowding of truck parking facilities especially at evening peak hours. Approaches for so-called intelligent truck parking aim at using potentially remaining capacities. However, there is a lack of network-wide data of the actual occupancy on the various parking sites. There are approximately 2,000 parking areas within the German motorway network, so an economic solution is required that can be  implemented without complex infrastructure and does not need continuous monitoring and calibration. The method introduced here uses the unique and anonymous  identifier of a transponder that is installed in almost every truck as participant of satellite-based truck tolling. By means of vehicle-to-infrastructure (V2I) communication a truck can be registered when entering or leaving a parking lot. As this is based on an active transceiver communication link it avoids the uncertainties of classical sensor-based object recognition and counting devices. This results in a self-calibrating system providing the actual occupancy data with good accuracy and not requiring an extensive implementation and running-in phase. It was tested successfully with a pilot installation at the rest area “Eichelborn-Nord” of motorway A 4.

Dezentrale Behandlung von Strassenabflüssen im urbanen Raum – wohin geht die Reise?

Decentralized treatment of traffic area runoff in urban areas – where is this taking us?

TProf. Dr. rer. nat. habil. B. Helmreich; S. Rommel, Garching

Bereits bei der Bebauungsplanung wird oftmals wenig Platz für die Infrastruktur vorgesehen, speziell für Straßen und insbesondere für ihre ortsnahe Entwässerung. Sind Straßenabflüsse stofflich belastet, müssen sie vor dem Einleiten in das Grundwasser oder in Oberflächengewässer behandelt werden. Eine Möglichkeit zur  Vorbehandlung ist die Versickerung über Mulden, die nicht nur die Funktion der ortsnahen Entwässerung übernehmen, sondern auch durch ihre belebte Oberbodenschicht Schadstoffe zurückhalten. Jedoch stehen aufgrund der Verdichtung im urbanen Raum immer weniger Flächen für den Bau von Versickerungsmulden zur Verfügung, der Bedarf an platzsparenden dezentralen Behandlungsanlagen steigt daher. Welche Leistung solche dezentralen Behandlungsanlagen erbringen müssen, ist in Deutschland nicht rechtsverbindlich vorgegeben, jedoch gibt es Regelungen einzelner Bundesländer. Untersuchungen der Funktionsfähigkeit von dezentralen  Behandlungsanlagen beschränken sich im Wesentlichen auf Laborversuche, die den Einfluss von klimatischen und standortspezifischen Faktoren wie Starkregenereignisse, Polleneinfluss, erhöhter Grobstoffanfall, Winterdienst und Straßenreinigung nur bedingt abbilden; der Praxisbetrieb ist wenig untersucht. Ob  Betrieb und Unterhalt dezentraler Anlagen vom Betreiber sowohl logistisch als auch finanziell zu leisten sind, ist offen. Nachdem aber die Wirksamkeit dezentraler Anlagen wesentlich durch Betrieb und Unterhalt gesteuert wird, liegen Praxiserfahrungen auch im wasserwirtschaftlichen Interesse. Aus diesem Grund wird ein vom  Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) finanziertes Forschungsvorhaben mit unabhängigen praxisorientierten Untersuchungen an drei verschiedenen dezentralen Behandlungsanlagen mit Zulassung des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBT) an einer stark befahrenen Straße in München durchgeführt. Ebenso wird an dem Standort eine weitere dezentrale Behandlungsanlage der Landeshauptstadt München im Praxisbetrieb erprobt. In dem Zusammenhang findet auch ein Monitoring der Schadstoffe der Straßenabflüsse statt. Insbesondere die Analyse der feinpartikulären Stoffe AFS63 ist wichtig, da deren Wirkungsgrad zukünftig Grundlage für Anforderungen an die dezentrale Niederschlagswasserbehandlung vor der Versickerung über unterirdische Versickerungsanlagen in den deutschen Regelwerken werden könnte.

In urban settings, little consideration and space is given to the topic of road drainage. If stormwater runoff is contaminated, it must be treated before being discharged to groundwater or surface water. One pretreatment option is infiltration swales, which enable on-site drainage and retain pollutants in the topsoil. However, due to the densification of urban areas, space for the construction of infiltration swales is decreasing, therefore the need for space-saving decentralized treatment plants is increasing. The performance of such plants is not legally required in Germany, however there are individual regulations on federal state level. Performance evaluation is essentially limited to laboratory tests, which can only partially simulate the influence of climatic and location-specific factors, such as heavy rain events, pollen influence, increased  coarse material, winter services, and street sweeping. Whether operators are capable of managing decentralized systems in terms of both logistic and financial aspects is also still unclear. Since the effectiveness of decentralized systems is largely determined by the quality of operation and maintenance, more knowledge about practical applications is mandatory. Therefore, within a research project funded by the Bavarian State Office for the Environment (LfU), an independent and practically oriented assessment of three different decentralized treatment devices, with approval from the German Institute for Building Technology (DIBt), at a heavily trafficked road in Munich is currently being conducted. An additional decentralized treatment device, designed in cooperation with the city of Munich, is also monitored in situ. Their performance is assessed based upon the pollutants present in the road runoff. In particular, the presence of the fine particulate matter SS63 is evaluated, since its removal could become a fundamental requirement for decentralized stormwater treatment prior to infiltration into groundwater in future German regulations.

Keine Wirkung von blauen Wildwarnreflektoren auf das Rehverhalten

Blue wildlife warning reflectors do not trigger roe deer behaviour

Dr. F. Brieger; M. Strein, Freiburg

Wildwarnreflektoren sind in Deutschland gegenwärtig die am häufigsten angewandte Maßnahme zur Vermeidung von Wildunfällen. Obwohl diese in zahlreichen Varianten seit über 50 Jahren zur Anwendung kommen, ist ihr Nutzen zunehmend umstritten. Differenzen in der Bewertung der Wirksamkeit bestehen vor allem zwischen Anwendern in der Jägerschaft und wissenschaftlichen Studien. Mit einem bisher einmaligen, verhaltensorientierten Forschungsansatz wurde die Wirkungsweise des blauen Halbkreisreflektors durch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg dahingehend untersucht, ob diese Reflektoren Verhaltensweisen bei Rehen auslösen, die zu einer Verringerung von Wildunfällen führen. Der blaue Halbkreisreflektor wurde ausgewählt, da blaue Wildwarnreflektoren aufgrund ihrer Farbe mit einer besonderen Wirksamkeit beworben werden und das Modell in Deutschland am häufigsten verwendet wird. Die Ergebnisse von vier unabhängigen Untersuchungsmodulen zeigen, dass blaue Halbkreisreflektoren keine direkten Verhaltensänderungen bei Rehen hervorrufen sowohl am Straßenrand im Beisein von Straßenverkehr als auch langfristig in der Häufigkeit von Straßenquerungen bei GPS-besenderten Rehen. In experimentellen Gehegeversuchen zeigten Rehe dasselbe unveränderte Verhaltensmuster wie Rehe an den Straßenabschnitten, sodass die Ergebnisse der Freilanduntersuchungen bestätigt wurden. Zusätzlich konnten Fütterungsversuche nachweisen, dass die Farbe Blau keine „Warnfarbe“ für Rehe darstellt. In keinem der Projektmodule konnte eine durch den blauen Halbkreisreflektor bedingte, für die Verkehrssicherheit relevante Verhaltensänderung bei Rehen festgestellt werden, weshalb der Wildwarnreflektor keine geeignete Präventionsmaßnahme ist, um Wildunfälle zu reduzieren.

Wildlife warning reflectors (wwr) are a common means of mitigating deer-vehicle collisions in Germany. Even though their effectiveness is not without controversy, a multitude of wwr has become available since their invention 50 years ago. Although practitioners do perceive an effectiveness of wwr scientific studies were not able to find evidence for such an effectiveness. In order to bring discussions to a more objective level the forest research institute of Baden-Württemberg examined the effectiveness of blue semicircle wildlife warning reflectors with a novel behavioural approach. We focused on the question whether this reflector type triggers behavioural reactions in roe deer and thereby reduces the probability of deer-vehicle collisions. The blue semicircle reflector was chosen as it is the most widespread wwr type in Germany and because it is claimed to have a strong effect on wildlife due to its blue colour. The results of four independent study modules revealed that blue semicircle reflectors do not trigger behavioural reactions, neither regarding short-term effects of deer in the presence of traffic nor when looking at long-term effects indicated by the frequency of road crossings of GPS-collared roe deer. In addition, feeding experiments showed that the colour blue does not act as a “warning colour” on roe deer. In summary, the extensive behavioural study demonstrates that blue semicircle reflectors are not suitable to mitigate deer-vehicle collisions.