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Methoden zur Wirkungsermittlung und Potenzialanalyse von Öffentlichen Fahrradverleihsystemen

Methods for impact evaluation and potential analysis of public bike sharing schemes

Dipl.-Ing. B. Rabenstein, Univ.-Prof. Dr.-Ing. M. Friedrich, Stuttgart
Dipl.-Ing. T. Wehmeier, Bonn

Öffentliche Fahrradverleihsysteme (ÖFVS) im Selbstbedienungsbetrieb, mit Kurzzeit-Leihmöglichkeit und Rückgabe
an einer beliebigen Station finden in deutschen Städten eine immer weitere Verbreitung und sind in den
Verkehrs- und Nachhaltigkeitskonzepten vieler Kommunen enthalten. In den Konzepten werden stets die zu erwartenden
positiven verkehrlichen und umweltbezogenen Wirkungen betont und unter anderem als Argument
für die Bereitstellung der notwendigen (Anschub-)Finanzierung angegeben. Der Beitrag erläutert Methoden zur
Ermittlung der Wirkungen und Potenziale von ÖFVS. Dazu werden Daten aus den Buchungssystemen, aus Befragungen
an Stationen und aus Wegetagebüchern einer Haushaltsbefragung ausgewertet. Es werden ausgewählte
Ergebnisse zur Wetterabhängigkeit der Nutzung der ÖFVS, zu den Verkehrsmitteln im Vor- und Nachlauf der
ÖFVS-Nutzung, zu durch das ÖFVS ersetzten Verkehrsmitteln und zum Mobilitätsverhalten von ÖFVS-Nutzern im
Vergleich zu einer Bevölkerungsstichprobe dargestellt. Außerdem werden weitere Wirkungen der ÖFVS und die
Eigenschaften der Nutzer zusammenfassend beschrieben. Darüber hinaus werden Ansätze für eine Potenzialanalyse
von ÖFVS vorgestellt und erläutert.

Public bike sharing schemes (PBSS) with self-service, short-time rental and the possibility of one-way use can be
found in more and more German cities. The PBSS are part of the sustainable transport programmes of many
municipalities. The programmes emphasize expected positive impacts on transport and on the environment.
These positive impacts serve as justification for the necessary initial funding. The article describes methods for
an impact evaluation and a potential analysis of PBSS. For this purpose data from booking systems, from surveys
at PBSS-stations and from trip diaries of a household survey are analyzed. Selected results of PBSS-usage dependent
on weather conditions, of used access and egress means, of substituted means of transport and of travel
behaviour of PBSS-users in comparison to a population control sample are shown. Furthermore, other impacts of
PBSS and characteristics of the PBSS-users are summarized. In addition, approaches for a potential analysis are
introduced and explained.

Shared Space, Begegnungszonen, Verkehrsberuhigung, Mischungsprinzipien – wer, wie, was, wieso, weshalb, warum?

Shared Space, Meeting zones, Traffic Calming, Co-existence – who, how, what, why?

Univ.-Prof. Dr.-Ing J. Gerlach, Wuppertal

Wer nicht fragt, bleibt dumm! Der Autor geht immer noch bzw. wieder einmal den Fragen nach, mit welchen
Prozessen und welchen Elementen welche Arten von Stadtstraßen „anders als sonst“, also in diesem Falle im
Mischungsprinzip bzw. mit weicher Separation gestaltet und wie verkehrsrechtlich geregelt werden sollten. Anlass
ist, dass dem Autor sehr unterschiedliche Auffassungen darüber begegnen, was „Shared Space“- und Mischungsprinzipien
eigentlich sind, was sie bewirken und wie entsprechende Straßenräume gestaltet und geregelt sein
sollten. Der Beitrag erörtert zunächst Hintergründe sowie vorliegende Erkenntnisse und stellt auf dieser Basis
Empfehlungen für künftige Planungsprozesse zusammen.

Who does not ask remains foolish! The author is still or once again asking about the issues with which processes and
which elements which types of urban roads "at-unlike other", so in this case just constructed as mixed areas without
high kerbs or with a smooth separation should be designed and regulated by traffic law. A reason is that the author
encounters very different views on what shared space and co-existence principles might be, what they affect and
just how appropriate roads and places should be designed and regulated. This paper begins by discussing the background
and present findings and concludes with recommendations for future planning processes.

Straßenumgestaltungen nach dem sogenannten „Shared Space“-Gedanken – empirische Befunde aus Deutschland und der Schweiz

Urban regeneration according to the so-called „Shared Space“ concept – Empirical evidence from Germany and Switzerland

Dr.-Ing. R. Baier, Dr.-Ing. K. Engelen, Aachen

Um auf Grundlage von empirischen Untersuchungen belastbare Orientierungswerte zu Einsatzbereichen und
Entwurfsaspekten abzuleiten, wurde ein Forschungsprojekt initiiert. Für insgesamt 17 Fallbeispiele aus Deutschland
und der Schweiz wurde eine vertiefte Untersuchung durchgeführt. Neben der Auswertung von vorliegenden
Unfalldaten wurde der Verkehrsablauf mithilfe von Geschwindigkeitsmessungen sowie automatisierten Verkehrszählungen
über einen Beobachtungszeitraum von 12 Stunden erfasst. Erkenntnisse über die Kommunikation und
Rücksichtnahme zwischen den Verkehrsteilnehmern wurden aus einer videogestützten Analyse des Verhaltens
zwischen querenden Fußgängern/Radfahrern und Kraftfahrzeugfahrern abgeleitet. Zur straßenräumlichen und
verkehrlichen Analyse aus Sicht von Sehbehinderten wurde eine Bewertung durch Betroffene durchgeführt.
Mithilfe einer Befragung und deren Auswertung wurden die subjektive Sicherheit und die Aufenthaltsqualität
zweier Fallbeispiele analysiert. Auf Grundlage der Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt wurde eine aktualisierte
Fassung der „Hinweise zu Straßenräumen mit besonderem Querungsbedarf – Anwendungsmöglichkeiten des
„Shared Space“-Gedankens“ (FGSV 2013) [3] erarbeitet.

In order to derive resilient assessments concerning application areas and design issues, based on empirical investigations,
a research project was initiated. An in-depth study was conducted for a total of 17 case studies from
Germany and Switzerland. In addition to the evaluation of existing accident data, traffic flow using velocity measurements
as well as automatic traffic counts were recorded, covering an observation period of 12 hours. Insights
into communication and consideration among road users were derived from a video-based analysis of the behaviour
of crossing pedestrians/cyclists and motor vehicle drivers. Concerning road space and traffic-related analysis from
the perspective of the visually impaired, an evaluation was carried out by the stakeholders. With the help of a survey
and its evaluation, the subjective safety and quality of the occupied space of two case studies were analyzed. Based
on the findings of the research project, an updated version of the “Guidelines on road spaces with special crossing
needs – application possibilities of Shared Space" (FGSV 2013) [3] has been developed.

Straßenraum als innerer Stadteingang – ein Beispiel aus Wiesbaden

Street space as entrance to the Inner City – an example from Wiesbaden

Prof. Dr.-Ing. H. Topp, Kaiserslautern

„Stadteingängen einen identitätsstiftenden Charakter zu geben, und den Passanten per Pedes, per Fahrrad, per
Kfz etc. einen positiven Eindruck des Willkommens zu vermitteln“, das ist ein Ziel der Stadt Wiesbaden, und das
gilt insbesondere auch für die inneren Stadteingänge. Der heutige Zustand des inneren Stadteingangs zwischen
Rhein-Main-Hallen und Museum Wiesbaden ist von Autoverkehrsflächen geprägt ohne jegliche Aufenthaltsqualität.
Die städtebaulichen Potenziale dieses Bereichs jedoch sind beachtlich: Hier kann ein neues „Wohnzimmer“
der Stadt mit kulturellem Schwerpunkt entstehen – ohne Einschränkung der Kfz-Verkehrsfunktion. Die verkehrsplanerischen
Rahmenbedingungen dafür werden dargestellt, ebenso wie die im nachfolgenden freiraumplanerischen
Entwurf zu lösenden Gestaltungsfragen.

“To give entrances to the city an identity creating character, and to convey a positive feeling of being welcome to
passers-by as pedestrians, bicycle riders or car drivers”, that is an objective of the City of Wiesbaden, and that applies
particularly also to the entrances to the inner city. The current appearance of the inner entrance between Rhein-
Main-Hallen and Museum Wiesbaden is dominated by car traffic spaces without any invitation to stay. Nevertheless,
the urban design potentials of this area are remarkable: Here could be formed a new “living room” of the city with
a cultural focus – without reducing the car traffic function. The traffic planning framework to achieve this is dealt
with, as well as the aspects, which will be part of the following public space design process.

Sichere Knotenpunkte für schwächere Verkehrsteilnehmer

Safe intersections for vulnerable road users

Dr.-Ing. J. E. Bakaba, Dipl.-Ing. J. Ortlepp, Berlin

Die Studie analysiert das Unfallgeschehen schwächerer Verkehrsteilnehmer an innerörtlichen Knotenpunkten. Sie
kommt zum Ergebnis, dass kein neues alters- oder gruppenspezifisches Entwurfsregelwerk benötigt wird. Die
Gestaltung untersuchter unfallbelasteter Knotenpunkte entsprach häufig nicht den Planungsempfehlungen des
aktuellen Regelwerks und somit nicht dem Stand der Technik hinsichtlich der Verkehrssicherheit. Viele der festgestellten
Defizite, die zum Teil im direkten Bezug zum Unfallgeschehen standen, wären bei Knotenpunkten, die
gemäß aktuellem Regelwerk gestaltet wären, nicht aufgetreten. Das bestehende aktuelle Regelwerk ist bei konsequenter
Anwendung dazu geeignet, „schwächeren Verkehrsteilnehmern“ einen hohen Schutz zu gewährleisten.
Eine Verschärfung im Hinblick auf die Regelungen zum signaltechnisch sicher geführten Linksabbieger würde
allerdings besonders älteren Kraftfahrern helfen und darüber hinaus zur Erhöhung der Verkehrssicherheit an
Knotenpunkten im Allgemeinen beitragen. Analog gilt dies für die Gewährleistung ausreichender Sichtbeziehungen,
was einen Sicherheitsgewinn für alle Verkehrsteilnehmer bedeutet, insbesondere aber Kindern hilft.

The study analyzes the accident occurrence of vulnerable road users at intersections in built-up areas. The results
show that there is no need to draft any new age- or group-specific design guidelines. The design of analyzed
intersections with high accident rates was often not in accordance with the current planning guidelines and
therefore not conformed to the state of the art in terms of road safety. Most of the found safety deficiencies,
which were partly in direct relationship with the accident occurrence, would never have been found at intersections
designed in accordance with the current guidelines. Applying the existing rules appropriately and consistently
ensures a high safety level for vulnerable road users. Standardizing a protected signal for traffic turning left
increases the safety of the intersection in general and the safety of older car drivers in particular. Guaranteeing
sufficient traffic view areas increases the safety of all road users, but helps children in particular.