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Potenziale adaptiver Steuerungen

Potentials of Adaptive Traffic Signal Control

Univ.-Prof. (em.) Dr.-Ing. W. Brilon, werner.brilon@rub.de, Dipl.-Ing. S. Hohmann, sandra.hohmann@rub.de, Dipl.-Ing. S. Giuliani, stefan.giuliani@rub.de, Bochum

Eine gut durchdachte Steuerung der Lichtsignalanlagen (LSA) wird von den Städten oftmals als geeignetes Mittel zur Verbesserung der Luftqualität angesehen. Für die Bestätigung dieser Hypothese gibt es nur ansatzweise wissenschaftliche Erkenntnisse. Ein Grund dafür ist, dass die Wirkungen gering und daher schwer messbar sind. In der Vergangenheit haben verschiedene größere Forschungsprojekte die Wirkungen von adaptiven LSASteuerungen analysiert. Daraus resultiert, dass sich positive Wirkungen auf die Luftqualität selbstverständlich nur erreichen lassen, wenn durch intelligente LSA-Steuerung der Verkehrsfluss verbessert wird. Diese Verbesserungen treten durch eine adaptive Steuerung jedoch nicht automatisch ein. Vielmehr ist eine sehr sorgfältige und auf den Einzelfall abgestimmte Planung in Verbindung mit effizienten Kontrollmechanismen erforderlich. In diesem Beitrag wird anhand konkreter Anwendungsfälle mit den Systemen MOTION und BALANCE gezeigt, dass zwar keine durchgehend positiven Resultate auftreten, dass jedoch die Ausstattung mit adaptiven Systemen zu einer verkehrlich effizienten LSA-Steuerung mit positiver ökologischer Wirkung führen kann.

Sophisticated approaches for signal control are frequently assumed to contribute to reduced traffic emissions in larger cities. To confirm this hypothesis only preliminary research results are available. One reason for this is the fact that the effects will be of limited magnitude and, thus, will be difficult to detect. In the past there were several, also larger projects investigating the impacts of adaptive signal control. Of course, positive outcomes for the environment can only be expected as far as intelligent signals can improve traffic flow. These improvements, however, are not achieved automatically. To succeed, a rather careful design combined with efficient control mechanisms is necessary. The paper describes real world experiments with the systems MOTION and BALANCE, which are the two brands for adaptive control systems in Germany. The environmental effects were studied by a mix of empirical methods and microscopic simulation. The results show that in one case a substantial improvement of traffic performance and hence of emissions could be achieved by the system MOTION. However, in other cases, also negative effects were determined.

Verkehrssicherheit an Arbeitsstellen kürzerer Dauer in Bezug zu Verkehrsleistung und Arbeitsstellendauer

Road Savety at Short-term Work Zones related to Traffic Volume and Work Zone Duration

Dr.-Ing. M. Zimmermann, matthias.zimmermann@kit.edu, Karlsruhe; Dipl.-Ing. D. Cindric-Middendorf, dijana.cindric-middendorf@mobil.hessen.de, Wiesbaden

In Deutschland sind pro Jahr durchschnittlich 200 bis 250 Unfälle mit Warneinrichtungen vor Arbeitsstellen kürzerer Dauer (AkD) auf Autobahnen zu verzeichnen. Im Rahmen eines Projekts zur Erhöhung der Sicherheit durch Vorwarnung mithilfe von On-Board-Informationssystemen wurden die Potenziale zur Reduzierung dieser Unfälle ermittelt. Dazu wurde das Unfallrisiko für verschiedene Konstellationen von Arbeitsstellen kürzerer Dauer untersucht. Um belastbare Unfallkennwerte berechnen zu können, wurden alle Arbeitsstellenunfälle auf hessischen Autobahnen über einen Zeitraum von vier Jahren ausgewertet. Dabei wurden die Arbeitsstellenmerkmale wie z. B. Dauer, Lage im Querschnitt, Anzahl der gesperrten Fahrstreifen mitberücksichtigt. So konnten für relevante Kriterien sowohl Aussagen zum Risiko der Verkehrsteilnehmer (Unfallraten bzw. Unfallkostenraten) als auch für die Gefährdung der Arbeitsstelle (Unfälle bzw. Unfallkosten je Arbeitsstellenstunde) getroffen werden.

Every year there are occurring at least 200 to 250 accidents with warning equipment in short-term road construction areas on German motorways. During a project about increasing security using alerts with onboardinformationsystems, the potenzial for reducing the number of these accidents was determined. Additionally, the accident risk for different constellations of short-term road works was evaluated. To be able to calculate reliable accident characteristic data, all accidents connected to road works on Hessian motorways during a four-year period were analyzed. Characteristics of the road works such as duration, lateral position on the carriageway and number of closed traffic lanes were taken into account. This approach allowed to assess the risk for road users (rate of accident and accident costs) and for the roadwork sites (accident and accident costs per hour of road works).

Produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen

Production-integrated Compensation Measures

Dipl.-Ing. W. Stein, wolfgang.stein@strassen.nrw.de, Gelsenkirchen

Für unvermeidbare Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft durch eine neue Straße hat der Vorhabensträger gemäß § 15 Abs. 2 Bundesnaturschutzgesetz Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen (Kompensationsmaßnahmen als Sammelbegriff) durchzuführen. Dies geschieht meist auf landwirtschaftlichen Flächen und bis dato oft unter Preisgabe der landwirtschaftlichen Nutzung. Um die Belastung der Landwirtschaft zu reduzieren, gibt es seit 2009 die Pflicht zu prüfen, ob der Ausgleich durch eine extensive landwirtschaftliche Nutzung („Produktionsintegrierte Kompensation“) erfolgen kann. Diese Kompensationsform ist aus Naturschutzsicht sehr wertvoll, wirft aber eine Reihe administrativer Fragen auf, z. B. wie die Maßnahmen rechtlich gesichert oder kontrolliert werden. Der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen hat gemeinsam mit weiteren Institutionen eine Arbeitshilfe herausgegeben, die diese Fragen beantwortet.

Project holders are obliged to compensate unavoidable adverse effects on nature and landscape according to § 15 Section 2 of the Federal Nature Conservation Act. Compensation measures mostly involve agricultural areas, which so far has often led to an abandonment of agricultural use. Since 2009, compensation through extensive agriculture ("Production-integrated Compensation") must be taken into account in order to preserve agricultural use. This kind of compensation has a high ecological value but entails some practical questions, e. g. how to secure the measures contractually or how to control them. The Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen, in co-operation with other institutions, has created a guide to answer these questions.

Radverkehrsführung in Stadtstraßen – Aktuelle Anforderungen und Lösungen

Bicycle Facilities for Urban Roads – Requirements and Recommendations

Univ.-Prof. Dr.-Ing. R. Maier, reinhold.maier@tu-dresden.de, Dresden

Mehrere Entwicklungen machen sich aktuell beim städtischen Radverkehr im Hinblick auf Art und Menge bei der Nutzung dieses Verkehrsmittels zunehmend bemerkbar und rufen neue oder veränderte Anforderungen an Infrastruktur der Stadtstraßen hervor. Die aus demografischen Veränderungen abzuleitenden Anforderungen lassen sich zwar teilweise durch technische Ausstattung bei Fahrzeug und Infrastruktur ausgleichen, sind aber dennoch in den Verhaltensweisen zukünftig verstärkt zu erkennen und werden beispielsweise bei Kenngrößen des Verkehrsablaufs in den Bemessungsverfahren relevant werden. Die beschriebenen Anforderungen betreffen bereits heute die Ausgestaltung und Planung von Radverkehrsanlagen im Stadtverkehr. Aber auch im Verkehrsablauf an Knotenpunkten z. B. bei der Lichtsignalsteuerung sind aktuell Veränderungen zu erwarten. An Beispielen werden die Probleme und Lösungsansätze aufgezeigt; einige der noch offenen Fragen bedürfen weiterer praktischer Erfahrungen mit neuartigen Lösungen.

Bicycle traffic currently shows remarkable developments regarding volume and other characteristics. Specific and modified demands on the infrastructure of roads within built-up areas are caused by these road users. Furthermore, demographic change in general leads to various needs, which can probably be satisfied up to a certain level by technical improvements of vehicle and road infrastructure. Modified road user behaviour will influence more and more the level of traffic flow and will be relevant in future for the definition of quality standard criteria. The changes mentioned concern urban road design and intersection management like traffic light systems as well. Different examples show how some improvements fit the current needs, but on the other hand there is also a lack of knowledge concerning the impact of novel measures in practice.